Grablichter by Almstädt Eva

Grablichter by Almstädt Eva

Autor:Almstädt, Eva [Almstädt, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


16. Kapitel

Es war ungerecht, dass auch dann die neue Arbeitswoche begann, wenn man das ganze Wochenende durchgearbeitet hatte. Das jedenfalls dachte Pia, als sie in Gablers Büro trat, wo sie in die vor Müdigkeit grauen Gesichter ihrer Kollegen blickte. Die Stadt draußen lag noch in tiefer Dunkelheit. Ein nicht enden wollendender Verkehrsstrom quälte sich über die Possehlbrücke. Aus dem siebten Stockwerk sah er aus wie eine glitzernde Riesenschlange.

Drinnen saßen die Mitarbeiter des K1 über einem Berg zusammengetragener Informationen und versuchten, eine Strategie für ihr weiteres Vorgehen festzulegen. Das tiermedizinische Gutachten über die Verletzungen von Lisanne Olsens Pferd lag inzwischen vor: Der Bericht bestätigte die Vermutung der Spurensicherung, dass ein Stahlseil über dem Hindernis die Ursache des Sturzes gewesen sein musste. Gerlach sagte, er würde am Vormittag Ellen Landowsky im Polizeihochhaus erwarten, um ihre Aussage zum Fall Olsen zu Protokoll zu nehmen. Broders erklärte sich bereit, mit Pia zusammen der Geschichte von Meta Stoppe und der vom Totengräber entdeckten Anstecknadel auf den Grund zu gehen. Die rätselhafte Nadel lag, in durchsichtiges Plastik gehüllt, auf Gablers Tisch.

»Dieser Überfall auf Jan Dettendorf hat uns gerade noch gefehlt«, schimpfte Broders über seinen Notizen. »Als ob wir nicht genug zu tun hätten! Lässt sich dieser Kerl doch einfach von ein paar Halbstarken zusammenschlagen. Und das ein paar Tage nach dem Mord an seiner Freundin. Schöner Mist!«

»Wir könnten ihm und Reuter die Fotos einschlägig bekannter Schläger und Kleinkrimineller aus der Gegend vorlegen. Vielleicht bekommen wir so einen Hinweis auf die Identität der Angreifer«, schlug Gerlach vor. Der Name Ranko hatte der Spitznamen-Kartei, die inzwischen in die Zentrale Auskunftsdatei integriert war, keinerlei Reaktionen entlockt.

»Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen dem Überfall auf Jan Dettendorf und dem Mord«, sagte Pia zweifelnd. »Im ersten Moment springt es einen geradezu an, aber die Vorgehensweisen sind zu unterschiedlich …«

»Vielleicht sollte er nur eingeschüchtert werden.«

»Warum? Wegen dem Mord an seiner Freundin? Wenn Jan Dettendorf irgendetwas wüsste, das mit dem Tod seiner Freundin in Verbindung steht, würde er sich kaum von ein paar Schlägern davon abhalten lassen, es der Polizei mitzuteilen.« Pia musste an den Eindruck denken, den sie am gestrigen Abend von Dettendorf gewonnen hatte. Verliebt, fast besessen von einer Frau, die seine Gefühle nicht in gleicher Weise erwidert zu haben schien. Möglich, dass er sie aus Liebe oder Eifersucht umgebracht hatte. Aber wenn er es nicht gewesen war, dann würde er mit Sicherheit alles tun, damit der Täter gefasst wurde.

»Ja, es sei denn …«, wandte Broders ein.

»Es sei denn, was?«

»Frank Reuter hat Schlimmeres verhindert als ein blaues Auge und ein paar Prellungen. Sie hätten ihn genauso gut umbringen können.«

»Ziemlich risikoreich, mit einem Tschacko und einem Klappmesser. Wenn eine Tötungsabsicht dahinterstand, dann hätten sie sich nicht von einem einzelnen Nachbarn davon abbringen lassen«, wandte Gabler ein.

»Frank Reuter ist kein gewöhnlicher Nachbar. Er hat eine Nahkampfausbildung absolviert. Er war unter anderem im Kosovo. Nach einer Verletzung durch eine Landmine ist er ehrenvoll ausgeschieden.« Gerlach hatte entsprechende Erkundigungen über Frank Reuter eingezogen.

»Es gibt noch eine weitere Neuigkeit, die wir berücksichtigen müssen.« Broders’ Stimme vibrierte leicht. »Heute Morgen kam ein Anruf.



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